Territorium

mit Anne Querrien (Paris) und Ludger Schwarte (Düsseldorf).

Das Institut für Theorie und die Vertiefung Theorie /  BA Kunst & Medien der Zürcher Hochschule der Künste laden ein zu INVENTIONEN, einer Reihe von Doppelvorträgen zur Aktualisierung poststrukturalistischer Theorie am Dienstag, 13. Dezember 2011, 19 Uhr, in die Shedhalle, Rote Fabrik, Seestrasse 395, 8038 Zürich.

Anne Querrien: Von der Architektur für die Psychiatrie zur Ökologie der Stadt. Ein Ensemble von Aktionsforschungen inspiriert von Félix Guattari
„Alle kollektiven Einrichtungen – und zwar egal welche, unter anderen auch die Fabrik – sind an der semiotischen Unterwerfung unter das Kapital beteiligt. Doch sie bieten auch genauso viele mikropolitische Gelegenheiten für das Formieren von neuen Deterritorialisierungsvektoren, das In-Aktion-Versetzen des chaosmotischen Grundes sowie der Ströme, aus denen die Welt besteht, die unendlich viel kleiner ist als molekular oder nano.



Der Kapitalismus bewegt sich fort, versucht sich mit allen Mitteln vom Rand fortzubewegen; er schafft sich gegen die Kräfte der Deterritorialisierung und gegen die Begehrensströme als Strebebogen, als Strebewerk, indem er alle Formen von Archaismus, Gewalt, Reinheit sowie der Fabrikation des Einen nützt und alle möglichen identifizierenden Imaginarien produziert: Imaginarien, für welche die unkörperlichen Universen neue Verbindungsstellen in der Deterritorialisierung und der Kreation sein werden. Daher rührt in den revolutionären Kämpfen die zentrale Rolle jener, die sich auf Bilder und den Intellekt verstehen.“
Anne Querrien ist Soziologin and Urbanistin, sie lebt in Paris und arbeitet als Redakteurin von Les Annales de la Recherche Urbaine.

Ludger Schwarte: Befreiung - eine architektonische Aufgabe?
Architektur erscheint in den Schriften von Foucault und Deleuze als eine Machttechnik, die den Menschen in ein Territorium einschließt und seine Lebenswelt einem Herrschaftsapparat unterstellt. Architekturen begrenzen, disziplinieren, linearisieren das Verhalten, sie fixieren die Aneignung von Eigenschaften. Architekturen richten die Lebenswelt ein, spiegeln sie in glitzernden Heterotopien, identifizieren, organisieren und steuern kollektive Körper, indem sie sie kontrollieren, verwalten und lagern. Doch neben dem nomadischen Aufbruch aus dem Lager, dem Verlassen der Architektur, der Deterritorialisierung, gibt es auch seltene Passagen bei diesen poststrukturalistischen Philosophen, in denen der Anteil der Architektur an Befreiungsbewegungen aufscheint. Müsste man diese Perspektive nicht radikalisieren und sagen, dass Befreiung ein architektonischer Akt ist?
Ludger Schwarte ist Professor für Philosophie an der Kunstakademie Düsseldorf.

Infos zu Konzept und Programm der Inventionen
Koordination: Isabell Lorey, Roberto Nigro und Gerald Raunig.

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